Geschichte der Ziegelei Därligen

Eine industrielle Pioniergeschichte am Thunersee (1897-1918)

Historische Ansicht von Därligen am Thunersee mit der Ziegelei

Historische Postkarte von Därligen am Thunersee, ca. 1900-1910, mit der Ziegelei (später Zementfabrik) sichtbar am Seeufer

  1. Die zündende Idee

    An einem Abend im Hotel Bellevue in Därligen kam zur Sprache, eine Industrie einzuführen. Der Wirt Oswald, ein Bayer aus München, berichtete von Ziegeleien in Zürich, die bis zu 20 Prozent Dividende abwarfen.

  2. Gründung der Aktiengesellschaft

    Im Herbst wurde die Aktiengesellschaft im Hotel Kreuz in Interlaken gegründet. Das Bauprogramm umfasste eine Lehmgrube am Stoffelberg, eine fast 2 km lange Seilbahn zur Fabrik und den Aufbau der Fabrik mit den nötigen Maschinen.

  3. Der Zieglerverein

    Am 15. Dezember wurde sogar ein Zieglerverein Därligen gegründet. Mitglieder ab 16 Jahren waren willkommen und leisteten einen monatlichen Beitrag von 30 Rappen.

  4. Der Konkurs

    Im März war die Konkurssteigerung der mechanischen Ziegelei AG Därligen unvermeidlich. Als Retter trat Friedrich Schürz auf, der mit 3000 Franken eigenem Geld den Betrieb zu vereinfachen suchte.

  5. Verkauf und Transformation

    Ende September konnte die Ziegelei an Ziegelfabrikant Keller in Winterthur für 170'000 Fr. verkauft werden. Der neue Inhaber baute das Unternehmen zu einer Zementfabrik um.

Die Herausforderungen

Technische Probleme

Der hiesige Lehm musste geschlämmt werden, da er mehr Kalkpartikel enthielt als jener im Unterland, was den Brennprozess beeinträchtigte.

Finanzielle Schwierigkeiten

Der Tunnel zum Trocknen des Lehms verursachte zusammen mit dem Brennstoff fast mehr Kosten als aus den Ziegeln Profit herausgeholt werden konnte.

Konkurrenz

Im Mittelland konnten die Ziegeleien den Lehm ungeschlämmt verwenden, was sich preislich stark auswirkte.

Auswirkungen auf Därligen

Positive Effekte

  • Neue Arbeitsplätze für die Einwohner
  • Vermehrte Steuereinnahmen für die Gemeinde
  • Infrastruktur für die spätere Zementfabrik
  • Wirtschaftlicher Aufschwung im Dorf

Herausforderungen

  • Hohe Schulden nach dem Konkurs
  • Verluste für wagemütige Investoren
  • Verkauf der Oberallmend an den Staat Bern

Das Erbe

Von 1919 bis 1986 bot die nachfolgende Zementfabrik mit den zwei Steinbrüchen Oberacher und Herbrig etliche Arbeitsplätze und brachte Verdienst und Steuern in die Gemeinde. Die Infrastruktur der Ziegelei war ein Glück für Därligen und ermöglichte diese industrielle Kontinuität.

Basierend auf den Aufzeichnungen von Kurt Stauffer

Quellen: Därliger Geschichte von Friedrich Schürz, Festschrift Därligen 1242-1992